Eindrücke vom Projekt „Leben mit Unterschieden“
Zu Beginn war es mucksmäuschenstill im Raum. Die Schüler wurden auf verschiedenen Sprachen begrüßt, auf Plattdeutsch, Französisch, Griechisch und in Gebärdensprache. Manche konnten etwas davon verstehen, die meisten waren aber völlig ahnungslos. Viele wussten von ihren Mitschülern aus der Klasse nicht, was die für Sprachen können z.B. aus dem Urlaub oder auch von speziellen Sportarten. Diesen Einstieg und das weitere Projekt „Leben mit Unterschieden“ haben Jana Pollmanns und Christian Bartling vom Life House, Heike Attrot von der Lebenshilfe und Gabi Hohmeier von der Schulsozialarbeit an den drei Stemweder Grundschulen durchgeführt. Es fand in der Montessori-Grundschule Haldem, der Grundschule Levern und der Grundschule Oppenwehe statt, es nahmen insgesamt fast 190 Stemweder Schüler daran teil.
Das Projekt richtete sich an alle Dritt- und Viertklässler und dauerte jeweils 90 Minuten, also zwei Unterrichtsstunden. Alle sind unterschiedlich, jeder hat versteckte Fähigkeiten, jeder kann etwas Besonderes und auch Menschen mit Einschränkungen können Experten sein. Das sollten alle gemeinsam in einem Erfahrungsparcours erleben. Die Kinder konnten erfahren und zeigen was in ihnen steckt, welche Stärken sie haben, aber auch was ein Leben mit Einschränkungen bedeuten kann.
Nach dem Einstieg wurde jede der neun Klassen in jeweils vier Gruppen aufgeteilt und durchlief nacheinander die vier Stationen: „Bewegungskünstler“, „AusdrucksStark“, „Durchblicker“ und „Alleskönner“.
Bei „Bewegungskünstler“ galt es einen Parcours mit einem Rollstuhl zu bewältigen z.B. durch eine enge Stelle und eine Bordsteinkante hoch zu fahren. Nachdem die Kinder es allein bewältigt hatten, durften sie sich auch noch schieben lassen – vorwärts und rückwärts. Bei „AusdrucksStark“ wurde ihnen die Gebärdensprache gezeigt und erklärt. Je nach Geschick konnten die Schüler hinterher ihren Namen in dieser neuen Sprache buchstabieren und zum Schluss lautlos applaudieren.
Bei den „Durchblickern“ wurde simuliert, wie das Leben mit einer Einschränkung im Bereich Sehen ist. Mit einer undurchsichtigen Brille konnten die Kinder versuchen ihren Namen zu schreiben und etwas Schönes zu malen. Danach wurde ein Dominospiel mit Blindenschrift ertastet und gespielt. Zum Abschluss der Kleingruppe durften alle Blindenfußball mit einem Klingelball spielen.
Die „Alleskönner“ haben untereinander überlegt welche Stärken und besonderen Fähigkeiten die anderen Schüler haben und es sich gegenseitig als Erinnerung notiert. Zum Abschluss wurde im Klassenverband noch einmal unterstrichen, dass jeder etwas kann und auch jemand der eine Einschränkung hat, dafür in einem anderen Bereich besonders gut sein kann. Zum Beispiel jemand der nicht sehen kann, kann besonders gut hören und tasten. Am Ende des Projektes wurde jedem teilnehmenden Kind eine Urkunde übergeben. Unterstützt wurde das Projekt von der Arbeitsgemeinschaft offene Tür in NRW (AGOT NRW).
Gabi Hohmeier, Februar 2020
Fotos: Ute Carls, Februar 2020